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Biografie Aida Stucki

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Dankesbezeugung

Eigenhändige Dankesbezeugung von O. Schoeck an die Solistin Aida Stucki nach der Aufführung seines Violinkonzerts
im Winterthurer Abonnementskonzert (Hörbeispiel 8) vom 16. Februar 1949

Aida Stucki

„Und nun spielt eine große Geigerin, nämlich Aida Stucki“ -

 

Ein so berühmter Dirigent wie Hermann Scherchen, der  damals  das  Radioorchester  Zürich leitete, bestand  auf dieser Ansage der Rundunkfübertragung des Beethovenschen Violinkonzertes 1949.

„Man wird noch von der jungen Violinistin Aida Stucki sprechen, die mir gestern im Radio aufgefallen ist und bei deren Spiel ich heiße Tränen vergossen habe“, schrieb die außergewöhnliche Pianistin Clara Haskil Anfang der 40-er Jahre.

Aida Stucki war in gleichem Maß  begnadete Solistin, Kammermusikerin und eine der gesuchtesten und erfolgreichsten Violinpädagoginnen  Europas.
Bereits 1948 nahm Aida Stucki ihre Lehrtätigkeit in Winterthur auf, 1992 wurde eigens für  die bereits 71-jährige Geigerin eine Meisterklasse geschaffen, das hatte es am Konservatorium Winterthur vorher noch nie gegeben - Frucht jahrzehntelanger, insgesamt 47-jähriger erfolgreicher  Unterrichtstätigkeit.

Aida Stucki wurde am 19.2.1921 in Kairo als dritte von vier Töchtern geboren.
Der Vater, ein aus Winterthur stammender Unternehmer, hatte sich dort niedergelassen, die Mutter war Italienerin und verfügte über eine herrliche Stimme.
Nach der Rückkehr zur schulischen Ausbildung  in Winterthur erhielt Aida, ihrem dringenden Wunsch entsprechend, Violinunterricht  bei   Ernst Wolters, dem  Konzertmeister und Dirigenten des Winterthurer Stadtorchesters.
Bereits nach  drei Jahren  konnte  E.  Wolters die Frühbegabte in Mozarts  Violinkonzert in  G-dur KV 216   mit dem Winterthurer Stadtorchester begleiten, er schrieb  zu diesem Anlass eigens Kadenzen für seine Lieblingsschülerin.

 
  

Anschließend studierte Aida Stucki  in Zürich bei der berühmten feurigen ungarischen Geigerin Stefi Geyer, die oft mit  ihr zusammen  im Doppelkonzert von J.S. Bach auftrat.
Stefi Geyer gestand ihrer Schülerin auch das Mitaufführungsrecht des Schoeckkonzertes in B-Dur opus 21 "quasi una fantasia" zu, das lebenslang ein Herzstück  des Repertoires von Aida Stucki bleiben sollte.
Bei Stefi Geyer lernte Aida Stucki  Bela Bartok persönlich  kennen, der in Zürich im Exil lebte.
Sie spielte  später  seine Streichquartette  und unterrichtete auch all seine für Violine komponierten Werke.

Im Studium mit Prof.Carl Flesch in Luzern  entwickelte Aida Stucki ihre künstlerische Persönlichkeit weiter und erwarb  ihr  Rüstzeug und geigerisches Wissen  für die eigene, erfolgreiche solistische und
pädagogische Tätigkeit.


Aida Stucki: Int. Wettbewerb in Genf, 1940
Als Preisträgerin im Genfer Wettbewerb 1940 öffneten sich ihr die Türen zu einer vielseitigen Konzerttätigkeit unter den damals  namhaftesten Dirigenten in ganz Europa (V.Andreae, P.Colombo, R. Denzler, V.Desarzens, W.Fortner, E.Inbal, A.Jordan, H.Scherchen, J.Keilberth, P.v.Kempen, H.Münch, O.Nussio, G.Petrassi, H.Rosbaud, M.Rossi, H.Scherchen, E.Schmid, C.Zecchi) - um nur einige Namen zu nennen.
Aida Stuckis  Repertoire umfasste alle großen Konzerte vom Barock bis zur Moderne, die gesamte Literatur für Violine und Klavier und einen  Großteil der Kammermusik in allen nur denkbaren Formationen.

Aida Stucki zusammen mit Ehemann Giuseppe Piraccini
Mit  der Pianistin Clara Haskil arbeitete  Aida Stucki in der Zeit von 1945 bis 1950 besonders gerne zusammen. Beide erarbeiteten Werke, die Clara Haskil sonst nie spielte: Triosonaten von Händel (zusammen mit  Ehemann Giuseppe Piraccini, s. Foto links), Werke von Franz Schubert, Sonaten von Brahms und Schumann und eine nicht veröffentlichte Sonatine des früh verstorbenen  begnadeten rumänischen  Pianisten Dinu Lipatti, den Clara Haskil sehr verehrte.
Weitere  Klavierpartner  waren  Adrian Aeschbacher, Elly Ney  (Schumannzyklus  in Zürich und Tutzing), Walter Frey, der Pianist von Prof. Carl Flesch, mit dem sie oft die Zyklen der Bach- und Brahmssonaten wiedergab, Christoph Lieske, Professor am Mozarteum Universität  Salzburg, mit  dem  sie integral Mozart- und Beethovensonaten  aufführte und insbesondere die temperamentvolle aus Italien stammende, leider früh verstorbene Winterthurer Kollegin Pina Pozzi. Das Duo Aida Stucki-Pina Pozzi beherrschte ein  riesiges Repertoire.
    
links: A. Stucki zusammen mit P. Pozzi, Mitte:A. Stucki mit W. Frey, rechts:C. Lieske
1959 gründete Aida Stucki zusammen mit ihrem Ehemann, dem Zürcher ersten Konzertmeister Giuseppe Piraccini, den
Solobratschern  Hermann Friedrich und später Gerhard Wieser und dem Solocellisten Walter Haefeli das Piraccini-Stucki-Streichquartett, das sich bald internationalen Ruf erwarb.
Die beiden Geiger lösten sich oft - damals ungewohnt, heute üblich - im selben Konzert als Primgeiger ab, was dem Quartettklang eine unterschiedliche Tonfärbung verlieh.
Das Piraccini-Stucki - Quartett setzte sich für  zeitgenössische Werke  ein und verhalf manchem Schweizer Komponisten zum Durchbruch.
      
links und rechts: Piraccini-Stucki-Quartett;das Piraccini-Stucki-Quartett spielt auf Instrumenten von A.Stradivarius;
Mitte: Programm zum Quarettabend auf Instrumenten von A.Straidivarus
   

Für ihre Verdienste wurde Aida Stucki mehrfach ausgezeichnet:

  • 1973 Stiftung pro Arte Bern (Bern, Bundeshaus)
  • 1975 Kunstpreis der Carl Heinrich Ernst Kunststiftung (Winterthur)
  • 1992  Kunstpreis der Gemeinde Zollikon aus der Dr. K. und H. Hintermeister-Gyger-Stiftung

Ein schwerer Sturz im neu bezogenen Winterthurer Haus hatte 1983 den Bruch beider Handgelenke zur Folge und beendete Aida Stuckis Geigenspiel abrupt.

Doch ihre Kunst lebt weiter, zum einen in ihren ehemaligen Schülern, zum anderen in  zahlreichen  nun  auf CD überspielten  Aufnahmen.


Aida Stucki mit Anne-Sophie Mutter
1979 Salzburg (Foto: Privat)

Ihre bekannteste Schülerin ist die weltberühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter, die als Neunjährige  ihr Studium bei Aida Piraccini-Stucki in Winterthur begann und mit ihr bis heute musikalisch und freundschaftlich eng verbunden ist.
Aus der Vielzahl weiterer  großer Begabungen  seien beispielhaft erwähnt die beiden Geiger des Carmina-Quartetts, sechs Konzertmeister großer Orchester, zwei Mitglieder der Berliner Philharmoniker und mehrere Solisten.

Besonders genannt sei Rainer Wolters, der Enkel von Ernst Wolters (erster Lehrer Aida Stuckis). Sie betreute ihn als musikalische Frühbegabung gleichzeitig mit Anne Sophie Mutter. Er ist heute erster Konzertmeister des Radiosinfonieorchesters Berlin. Anlässlich des 70. Geburtstages seiner Lehrerin spielte er zusammen mit Anne Sophie Mutter mit dem Württemberischen Kammerorchester unter Jörg Färber das Doppelkonzert von Bach.

Als Violinpädagogin begleitete Aida Stucki mehr als hundert Schülerinnen und Schüler in ihrer Ausbildungsklasse, die später den Status einer Meisterklasse erhielt, bis zum Lehr-Reife-oder Solistendiplom.
21 Studenten legten in der Klasse Aida Piraccini-Stuckis an der Zürcher Hochschule der Künste das anspruchsvolle Solistendiplom ab:

Roberto Baraldi
Francesco Borali
Josiane Clematide
Roman Conrad
Rahel Cunz
Matthias Enderle
Susanne Frank
Stephan Hänggeli
Katharina Kobelt-Gubler
Gabriele Künzler
Jens Lohmann
Vera Novakowa
Manrico Padovani
Walter Probst
Bettina Sartorius
Noemi Schindler
Christoph Streuli
Mirjam Tschopp
Sibylle Tschopp
Markus Wieser
Rainer Wolters


Auch Ursula  Bagdasarjanz und Anna Lindal studierten mit Aida Stucki.

Immer wieder wird die Frage nach dem Geheimnis der Stucki-Schule gestellt.

   


Aida Stucki mit Anne-Sophie Mutter,
Quelle: Beat Pfändler, Swiss guest book 2007

 

Für  Anne-Sophie Mutter ist ihre langjährige Lehrerin
 „In jeder Hinsicht  Fixstern, eine unvergleichliche Geigerin, ein edler Mensch und eine fabelhafte Frau."
Als Pädagogin zeichnet  Aida Stucki auch großes Einfühlungsvermögen und das Wissen um die jeweilige Begabungsstärke ihrer Studenten aus. Jeder Schüler wurde so ganz individuell und optimal gefördert. Sie hat in uns Studenten früh die Demut vor dem Werk und die nie endende Suche nach der idealen Interpretation geweckt.“

Aida Stucki ist  entscheidendes Mitglied des  künstlerischen Beirats des „Freundeskreises  der Anne-Sophie Mutter Stiftung  eV“ München.
Zu ihren Aufgaben gehört es dabei, potenzielle Stipendiaten zu bewerten und dem Freundeskreis zur Förderung zu empfehlen.

Aida Stucki wirkte  aus familiärer und pädagogischer Verpflichtung im Wesentlichen in der Schweiz und konnte so verlockende internationale  Angebote wie Duokonzerte mit Sir Georg Solti, Tourneen mit Hermann Scherchen oder 1975 eine Einladung nach Israel nicht  verwirklichen.

Anne –Sophie Mutter  äußert darüber  im Booklet  ihrer Beethovensonatenaufnahmen:
„In der Geschichte  der Schallplatte und in der Geschichte der weiblichen Instrumentalisten hat nur meine Generation für eine Gleichstellung der Frauen gesorgt.
Wunderbare Instrumentalistinnen fehlen nicht in der Geschichte der Musik, wohl aber in der Geschichte der Schallplatte. Bezeichnenderweise hängt meine erste Erinnerung an diese Sonaten mit einer INTERPRETIN zusammen, meiner Lehrerin Aida Stucki, sie hat den kompletten Zyklus der Sonaten für Piano und Violine interpretiert, sehr selten für eine Frau ihrer Zeit“.
Was sich zwischen ihr und Aida Stucki entwickeln würde, spürte A.S.Mutter bereits nach dem ersten Semester:
„Ich erinnere mich  noch, als ob es gestern gewesen wäre, an meinen ersten Sommerurlaub als Schülerin der Meisterklasse von Aida Stucki.
Vorfreude kam nicht auf, denn ich wusste, dass ich nun wochenlang auf den Gedankenaustausch mit meiner wunderbaren Lehrerin wie auch auf die menschliche Wärme, die mich in jeder Unterrichtsstunde einhüllte,verzichten musste. Die Vorfreude auf das Herbstsemester war einfach enorm.“

Auch  Noemi Schindler, eine der letzten Absolventinnen der Meisterklasse, betont, sie sei aus jeder Lektion vollkommen beschenkt herausgekommen.

In der Geschichte des Violinspiels hat bisher keine andere Geigerin ein vergleichbar breites Lebenswerk bewältigt:
Aida Stucki war ebenso aktiv und erfolgreich als Solistin, Kammermusikerin, Quartettgeigerin, Pädagogin, Ehefrau und Mutter.

   

Erfreulicherweise sind zahlreiche Studioaufnahmen, Rundfunkproduktionen und Live-Mitschnitte - insgesamt an die hundert Werke - mit Aida Stucki erhalten.

Aida Stuckis  Geigenspiel ist  im Rahmen dieser Webseite  wieder hörbar.

 

Für Sie, liebe Leser und Hörer dieser Seiten spielt
mit den Worten Hermann Scherchens -


 „eine große Schweizer Geigerin“


Werke von Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Brahms, Schoeck und Martinu.


Mögen auch Sie sich davon  „vollkommen beschenkt“ fühlen!

Dr. Christof Honecker
 

 

 

 

Im August 2009 erschien in der Winterthurer Tageszeitung "Der Landbote" anläßlich der Wiederveröffentlichung des Beethovenschen Violinkonzertes bei TAHRA (Bezug/Download möglich über Amazon oder iTunes) und Mozarts Gesamtwerk für Solovioline in einem 6 CD-Set bei DOREMI  folgende Würdigung der Geigerin und Pädagogin Aida Stucki durch die Musikschriftstellerin Rita Wolfensberger:

Dem Mimen (im Bereich der Musik: dem Interpreten) wird zwar laut Schiller nachgesagt. dass ihm die Nachwelt keine Kränze widme. Das mag, verglichen mit dem Nachruhm grosser Komponisten und deren anscheinend unsterblicher Meisterwerke seine Richtigkeit haben. dafür aber kommt ihm die kostbare Aufgabe zu, diese und immer neue Werke dem jeweils gegenwärtigen Publikum und dem musizierendcn Nachwuchs - gleichsam als Fackelträger - weiterzureichen und damit lebendig zu erhalten. Aida Stucki hat beides auf eine einzigartig fruchtbare Weise vermocht. Zunächst trat sie als Solistin in beeindruckender Weise in Erscheinung: In Kairo als Kind eines Winterthurer Unternehmers und einer italienischen Sängerin geboren. kam sie als Siebenjährige nach Winterthur und gelangte hier in die berufenen Hände ihres Lehrers und Dirigenten Ernst Wolters. der das verlässliche Fundament zu ihrer späteren geigerischen Meisterschaft legte. Dann wurde Stefi Geyer ihre auf neue Art prägende Lehrerin, mit der zusammen sie schon als Teenager Bachs Doppelkonzert mehrfach aufführen konnte.

Den letzten künstlerischen Schliff holte sich Aida Stucki beim hochverehrten Meister Carl Flesch in Luzern. Und mit neunzehn Jahren gewann sie den Preis am Internationalen Musikwettbewerb in Genf, wonach ihre Karriere raketenhaft aufstieg. Kein Geringerer als Hermann Scherchen, der damalige Dirigent des Winterthurer Stadtorchesters, kündigte schon die Zwanzigjährige als "grosse Schweizer Geigerin" an. Aus dieser ersten Erfolgsphase sind nun sämtliche Violinkonzerte von Mozart sowie das Violinkonzert von Beethoven auf sehr guten CD-Reproduktionen wieder greifbar. Von Aida Stuckis eminenter Interpretationskunst - sie spielte eine herrliche Guadagnini und sogar eine Stradivari, vom St. Gallener Mäzen Rolf Habisreutinger ausgeliehen - künden nun blühende Musikalität, perfekte Präzision, mitunter die mitreissende Jugendlichkeit, auch die einzigartige Beherrschung des Détaché (schnelle, ungemein prägnant geführte Bogenwechsel bei schnellen Passagen) und eine Ausdruckswärme von spontaner Natürlichkeit. An Solokadenzen benützte Aida Stucki damals mit Vorliebe jene von Joseph Joachim, die bis heute gelegentlich gespielt werden, sowie von Stefi Geyer, Sitt, Auer und vor allem Enesco, der geschickte Zweistimmigkeiten mit guter Motivverarbeitung in eine kluge knappe Form zu fassen verstand. Zur Solokadenz im Allgemeinen sagt Aida Stucki, sie bevorzuge nicht allzu weitschweifige, die sich vom eigentlichen Konzertstil nicht zu weit fortbewegen und auch nicht einer übertriebenen Selbstdarstellung des Spielers dienen sollten.

Rasch baute die erfolgreiche Solistin auch ihre vielfältigen kammermusikalischen Aktivitäten aus, für die ihr ein nicht weniger grosses Talent geschenkt war. Nebst Klavierpartnern von ebenbürtigem Niveau wie Clara Haskil, Walter Frey und Pina Pozzi war es dann vor allem Christoph Lieske, mit dem sie etliche Integrale aufführte, von denen jetzt die Klavier/Violin-Sonaten von Mozart beglückendes Zeugnis ablegen. Mit Pina Pozzi und Esther Nyffenegger unterhielt sie auch einige Zeit ein erfolgreiches Damen-Klaviertrio, und mit ihrem Gatten Giuseppe Piraccini, dem Bratschisten Hermann Friedrich und Walter Haefeli am Cello gewann das Piraccini-Stucki-Quartett höchstes internationales Ansehen. Dann aber entfaltete Aida Piraccini - Stucki ihre dritte, ihre wohl nachhaltigste musikalische Berufung als Fackelträgerin. So wie sie von ihren Lehrmeistern künstlerische Erkenntnis und spieltechnisches Können empfangen hatte, so begann sie, ans Winterthurer Konservatorium als Lehrkraft berufen, ihrerseits die gewonnenen Erfahrungen - auch diejenigen auf dem internationalen Konzertpodium - weiterzugeben. Bereits 1948 nahm sie ihre Lehrtätigkeit in Winterthur auf, 1992 wurde für die bereits 71-jährige Geigerin am Konservatorium erstmals überhaupt eine Meisterklasse geschaffen.

Ihr offenes, spontanes, menschenfreundliches Wesen wirkte mit der instrumentalspezifischen Kompetenz auf überaus glückliche Weise zusammen, sodass es ihr gelang, allerhöchste Qualität zu fordern (und vielfach zu erzielen), aber auch ihre Studenten gleichzeitig auf den Weg zum eigenen Stil und zu voller Selbstsicherheit zu weisen. Die Liste hervorragender Violinisten der Stucki-Schule ist imponierend lang. Unter ihnen seien vor allem diejenigen, die mit Winterthur speziell verbunden sind, erwähnt: Rainer Wolters etwa, der Enkel von Aida Stuckis erstem Lehrer Ernst Wolters, Rahel Cunz, Konzertmeisterin beim Musikkollegium, Roman Conrad (mit eigenem Quartett), Matthias Enderle und Susanne Frank, die beiden Geiger des Carmina-Quartettes, Noëmie Schindler, die Schwestern Mirjam und Sibylle Tschopp. Zu nennen ist aber natürlich vor allem auch Anne-Sophie Mutter, die den eigenen und den Namen der genialen Lehrerin, die in Winterthur wirkte und hier auch heute noch wohnt, in alle Welt getragen hat. Und auch sie tragen jetzt als Interpreten und als Lehrer die Fackel der Musik unermüdlich weiter im Wissen. dass die Tonkunst nicht wie die Bildende Kunst sicht- und greifbar erhalten bleibt, sondern nur dann zum erlebten Ereignis wird, wenn sie gespielt und gehört wird. Aida Stucki hat zu solcher Verwirklichung aufs Generöseste beigetragen.

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"Die englische Musikzeitschrift "The Strad" veröffentlichte im Septem ber 2009 ein Spezialheft mit dem Titel:
VIOLIN HEROES
Top violinists of today look back on the players who have influenced them".

Anne-Sophie Mutter schreibt darin über den prägenden Einfluß ihrer Lehrerin Aida Stucki:"

Anne Sophie Mutter

 

 

THE FIRST MEMORY I HAVE of a string player was of Yehudi Menuhin, from his recording of Mendelssohn and Beethoven concertos, which was my parents wedding gift to each other, so we must have heard it a million times as children. His early recordings are the most fascinating ones: I'm not sure if I could hear that wonderful tonal beauty and intensity of sound later on.

I wanted to have violin lessons for my fifth birthday and the first concert I heard, a year later, was with David Olstrakh.

I remember it as if it was yesterday - he played the three Brahms sonatas with Frida Bauer and his stage presence and sound were unforgettable. I suddenly understood that music is more than playing the notes, that it can transform and transpose the people who are listening to it. That was a magical moment in my life and from then on I realised I wanted to become some sort of musical sculptor.

My greatest influence form a teacher was Aida Stucki. My family and I had been looking for a pedagogue who would go on schooling me in the tradition of Carl Flesch, because that was the way I started my musical life and it seemed to work well for my personality.

I auditioned for her but she refused to become my teacher because she said she couldn't take the responsibility of taking me through the important teenage years and the transition between being a very well-trained young musician to beeing a fully equipped, analytical young musician.

DURING THE PERIOD OF STILL HOPING that Stucki would take me on, I went to get advice from Henryk Szeryng, who was a guiding light in terms of his technical precision and his classical approach to interpretation. I went to Geneva to audition for him.

I remember the morning I went: we had an appointment at ten or eleven but he wasn't there, so I waited a few hours. I'd prepared some music with the piano, but nobody had thought of the possibility that there might not be a piano in his hotel room. He asked me, "How about some solo Bach?" At the age of ten I was already aware that he was the god of Bach's solo sonatas, but what could I do?

I did my best to resurrect what I knew and remembered the Bach E major Partita, and he was perfectly nice after that. He said he would always be there in case I needed some musical advice, but he would advise me to return to Stucki - they studied in the same class under Flesch.

We went back and Stucki agreed that we would try to collaborate. We started in January and with summer around the corner I was one of the few students in the world who didn't look forward to the summer break. This was not only because she was an inspiration but also because we had such a grand time, so not seeing her for eight or ten weeks seemed to be horrible, and I really looked forward to the autumn.

Stucki has a razor-sharp analytical brain with which she can tell immediately where the strong aspects of someone's artistic capacity are. Therefore over the decades that she was a teacher she taught generations of wonderful violinists who ended up as concertmasters, soloists or chamber musicians. She was able to give us the gift of curiositiy and self-analysis.

When I was 16 or 17, I started to give concerts much more and finished my studies so I didn't go to regular sessions with her, but we stayed in regular concat and do even now. The transition between being a pupil and admirer of her art to also being a friend was a very natural one, which speaks for her character.

She also has the ability to let her pupils live their own lives. They sometimes played with a different viewpiont from the one she had, but she would be able to appreciate it, even though she would have played it differently herself. That's something I learnt to take on as a teacher: you should never try to model a pupil after your own personality - it's deadly.

INTERVIEW BY ARIANE TODES